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Immer wieder wird in jüngster Zeit über mangelnde China-Kompetenz in Deutschland geklagt. Zuletzt sagte dies hier die Deutsche Generalkonsulin in Shanghai, Christine Althauser. Für den Wissenschaftsaustausch und die Vermittlung von Wissen über China spielen die Konfuzius-Institute ebenso eine Rolle wie es umgekehrt die Goethe-Institute tun. Namhafte deutsche Sinologen haben sich jetzt mit einem offenen Brief an die Öffentlichkeit gewandt, um grundlegende Fakten und Informationen zu vermitteln und auch auf die neue Organisationsform als Stiftung hinzuweisen. In dem Positionspapier wird darauf verwiesen, dass die Konfuzius-Institute „eine wichtige Position bei der Vermittlung einer umfassenden sprachlichen und kulturellen China-Kompetenz in Deutschland“ einnehmen.
Weiter heißt es:
„2006 wurden die ersten Konfuzius-Institute in Deutschland als Institutionen des wissenschaftlich-kulturellen und gesellschaftlichen Austauschs zwischen Deutschland und China eingerichtet. Damit übernehmen sie ähnliche Funktionen wie die Goethe-Institute in China. Diese sind mit vergleichbaren Aufgaben betraut und gehen in Form von Goethe Sprachlernzentren ebenfalls Partnerschaften mit den Universitäten vor Ort ein. In Deutschland gibt es derzeit 19 Konfuzius-Institute. Sie sind meist vor dem Hintergrund entstanden, die bereits seit längerem bestehenden deutsch-chinesischen Austauschaktivitäten und Kooperationen zu vertiefen. In der Regel sind die Institute gemeinschaftliche Projekte einer deutschen und einer chinesischen Universität und oft Bestandteil einer breiteren Universitätspartnerschaft.
Ursprünglich initiiert vom - dem chinesischen Bildungsministerium unterstellten - Dachverband der Konfuzius-Institute/Hanban in Peking, sind sie mittlerweile in die kürzlich gegründete Stiftung 'The Chinese International Education Foundation' überführt worden, die von einem Stiftungsvorstand von Vertretern aus dem akademischen Bereich geleitet wird. Die Stiftung hat ihren Sitz auf dem Campus der Beijing Language and Culture University; die jeweiligen chinesischen Partner-Universitäten der deutschen Konfuzius-Institute fungieren eigenständig als Kooperationspartner der deutschen Seite. Des Weiteren können die Konfuzius-Institute die Sprach- und Stipendienprogramme des "Center for Language Education and Cooperation" nutzen. In diesem Zusammenhang vermitteln die Konfuzius-Institute auch Studienplätze und Stipendien für China-Aufenthalte.
Die Institute in Deutschland sind unterschiedlich organisiert. Die meisten Institute sind eingetragene gemeinnützige Vereine nach deutschem Recht und als An-Institute einer deutschen Universität verbunden. Die Finanzierung erfolgt durch die deutsche und die chinesische Seite: Die Partnerhochschulen bzw. die an der Partnerschaft beteiligten Städte stellen jeweils personelle und räumliche Ressourcen zur Verfügung, Projektmittel können bei der Stiftung über die chinesischen Partneruniversitäten zusätzlich beantragt werden. Darüber hinaus verfügen Konfuzius-Institute über Einnahmen aus ihren Sprachkursen und Sprachprüfungen. Viele Veranstaltungen und Projekte finden in Kooperation mit anderen lokalen Bildungs- und Kultureinrichtungen statt, die dafür ebenfalls Mittel bereitstellen…
Die Konfuzius-Institute sind Foren des Dialogs und des produktiven wissenschaftlichen und kulturellen Austauschs zwischen China und Deutschland. Sie tragen wesentlich dazu bei, China-Kompetenz zu verbreitern und fundiertes Wissen über China zu fördern, vor allem auch durch öffentliche Veranstaltungen. Sie vermitteln chinesische Sprache für verschiedene Zielgruppen, darunter allgemein Interessierte, Studierende, Unternehmer*innen und deren Mitarbeiter*innen. Darüber hinaus werden Weiterbildungsmöglichkeiten für Chinesischlehrer*innen angeboten und wird Sprachunterricht an Schulen gefördert. An manchen Orten sind die Kursangebote der Konfuzius-Institute die einzige Möglichkeit, Chinesisch zu lernen. Auch nehmen die Konfuzius-Institute in Deutschland die Aufgabe als Testzentren wahr, für die international anerkannte standardisierte Prüfung zum Nachweis chinesischer Sprachkenntnisse HSK. Das Programm jedes Konfuzius-Instituts konzipiert sein Direktorium. Dabei verfügt jedes Konfuzius-Institut über ein ortsspezifisches Profil, welches die Schwerpunkte setzt, auch entsprechend dem Fokus der jeweiligen Partner. Manche Konfuzius-Institute bieten ein breites Spektrum vom akademischen über ein kulturelles und ein breites Sprachprogramm an, andere konzentrieren sich neben Sprachangeboten auf kulturelle, wirtschaftliche oder gesellschaftliche Themen. Das Informationsangebot der Institute richtet sich sowohl an die universitätsinterne als auch an die interessierte Öffentlichkeit. Dabei gibt es keine Themenvorgaben, Ziel ist vielmehr, eine breite Palette von Themen aus den Bereichen Geschichte, Kultur und Gesellschaft Chinas sowie der deutsch-chinesischen Beziehungen anzubieten und gesellschaftspolitische und wirtschaftliche Entwicklungen des Landes kritisch zu begleiten und zu diskutieren.
Konfuzius-Institute als eine wichtige Plattform für deutsch-chinesischen Austausch sind immer auch interkulturelle Begegnungsräume. Dabei steht der Grundgedanke im Vordergrund, dass ein stetiger Kontakt und Dialog zwischen Deutschland und China auf unterschiedlichen Ebenen unabdingbar ist. Die Institute sind als deutsch-chinesische Kooperationen selbst lebendiges Beispiel für den interkulturellen Dialog. Sie unterstützen den kommunalen, wissenschaftlichen, gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Austausch sowie Jugendaustauschaktivitäten auf unterschiedliche Weise und ermöglichen vielfältige deutsch-chinesische Begegnungen. Damit leisten sie einen wichtigen Beitrag für gegenseitiges Verständnis, eine wesentliche Voraussetzung, um gemeinsam an Lösungsansätzen für globale Zukunftsfragen arbeiten zu können.“
Unterzeichnet wurde das Positionspapier von Philip Clart, Professor für Kultur & Geschichte Chinas, Universität Leipzig und deutscher Direktor des Konfuzius-Instituts Leipzig e.V, Thomas Heberer, Seniorprofessor für Politik und Gesellschaft Chinas, Universität Duisburg-Essen und deutscher Ko-Direktor des Konfuzius-Instituts Metropole Ruhr an der Universität Duisburg-Essen, Ralph Kauz, Sinologie, Universität Bonn und Vereinsvorsitzender des Konfuzius-Instituts Bonn e.V., Heinrich H. Kill, Mitglied des Vorstandes im Konfuzius-Institut an der Fachhochschule Erfurt, Michael Lackner, Lehrstuhl für Sinologie, Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied des Vorstands des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen, Mechthild Leutner, Sinologie, Freie Universität Berlin und Vorstandsvorsitzende des Konfuzius-Instituts an der Freien Universität Berlin, Steffi Robak, Deutsche Direktorin des Leibniz-Konfuzius-Instituts Hannover, Leibniz Universität Hannover, Monika Schädler, Deutsche Direktorin des Konfuzius-Instituts Bremen, Markus Taube, Lehrstuhl Wirtschaft Chinas, Universität Duisburg-Essen und Ko-Direktor des Konfuzius-Instituts Metropole Ruhr an der Universität Duisburg-Essen, Michael H. Wagner, Lehrstuhl Materialfluss-Systeme & Mechatronik, Fachhochschule Erfurt und Deutscher Direktor des Konfuzius-Instituts an der Fachhochschule Erfurt sowie Vorsitzender des Vorstands des Konfuzius-Instituts Erfurt e.V., Christina Werum-Wang, Geschäftsführerin des Konfuzius-Instituts Frankfurt am Main, Yan Xu-Lackner, Deutsche Direktorin des Konfuzius-Instituts Nürnberg-Erlangen, Yang Zhiyi, Sinologie, Goethe-Universität Frankfurt und Vorstandsvorsitzende des Konfuzius-Instituts Frankfurt am Main.
