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Passivhaus-Bauen ist keine Technologie der Zukunft, sondern eine Technologie der Gegenwart. Mit diesem Satz prägte der „Vater des Passivhauses“, Wolfgang Feist, die heutige 4. Asiatische Passivhaus-Konferenz. Im Passivhaus-Technikzentrum des Deutsch-Chinesischen Ökoparks trafen sich am 30. Mai 2019 Experten aus China, Japan, Korea, Deutschland, Österreich und aus den USA, um über notwendige Veränderungen in der Entwicklung der Zivilisation und die Bedeutung nachhaltigen und energieeffizienten Bauens zu diskutieren und Erfahrungen bei der Umsetzung von Niedrigenergie-Projekten auszutauschen.
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Wolfgang Feist wies darauf hin, dass die Passivhaus-Technologie nicht geschützt ist und jedermann zur Verfügung stehe. Sie sei auch bei der Sanierung von bestehender Bausubstanz einsetzbar, unterstrich er. In einem Grundsatzreferat plädierte er für eine Abkehr vom weltweit vorherrschenden „business as usual“ und für ein „sofortiges substantielles Handeln“, um Emissionen zu reduzieren und mit den Ressourcen bewusster umzugehen. Er verwies darauf, dass bei einem Nichthandeln nicht die Welt untergeht, sondern die Zivilisation. „Wir müssen endlich aufhören, nur so zu tun, als ob wir ‚grün‘ bauen“, sagte er mit Entschiedenheit und ergänzte, der Begriff „grün“ werde oftmals nur als Feigenblatt verwendet – ohne grünen Inhalt. Die Menschheit müsse jetzt den Weg einschlagen, um die in Paris formulierten Klimaziele zu erreichen. Noch sei dies „ohne Beeinträchtigung der Lebensqualität“ möglich, so Wolfgang Feist.
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"Passivhaus-Vater" Wolfgang Feist: Wenn wir jetzt nicht umsteuern, könnte es für die Zivilisation zu spät sein. Die Erde wird weiter bestehen.
Der Professor betonte auch, dass China das Potenzial für nachhaltiges Bauen nicht ausreichend erschlossen habe. Laut chinesischem Bauministerium gibt es in China landesweit 64 Passivhaus-Vorhaben, wobei die Bruttogeschossflächen der Einzelgebäude zwischen 568 und 26.586 Quadratmetern variieren. Das Gros der Vorhaben – 49 – werden in Kontinental-Klimaregionen mit klarer Abwechslung von Winter und Sommer realisiert. Seit 2016 werden zunehmend auch gesellschaftliche Einrichtungen wie Schulen und Wohnungen in Passivhausweise gebaut.
Die asiatische Passivhaus-Konferenz findet zum zweiten Mal im Deutsch-Chinesischen Ökopark Qingdao statt. Zhang Jianguo, Vizepräsident des Verwaltungskomitees des Deutsch-Chinesischen Ökoparks, bezeichnete dies als Würdigung für die gezielte Umsetzung nachhaltiger Entwicklungsstrategien im Gewerbegebiet. Das Passivhaus-Technikzentrum war das erste öffentliche Gebäude Chinas, das in Passivhaus-Bauweise gebaut wurde. Planung und Bauausführung lagen in der Hand von deutschen und chinesischen Architekturbüros. Nördlich des Passivhauses entsteht derzeit eine insgesamt 160.000 Bruttogeschoss-Quadratmeter große Passivhaus-Siedlung. Die Wohnungen der ersten Bauphase werden noch in diesem Jahr den Käufern übergeben. Peter Tichauer
