Cong Yuxin – Die Frau für Schweizer Angelegenheiten
Mein Traum: Ein Projekt von A bis Z betreuen
Landammann, so lautet die korrekte Funktionsbezeichnung des obersten Verwaltungschefs im Schweizer Kanton Aargau. Als wenige Stunden vor der Ankunft einer Delegation aus dem Aargau alle rätselten, wie der Gast protokollarisch richtig anzusprechen ist, war Cong Yuxin vollkommen gelassen. Sie wusste es längst. Kein Wunder. Die junge Frau ist bei der West Coast Investment Promotion Co., Ltd. unter anderem für Schweizer Angelegenheiten zuständig. Die Gründung des Schweiz-China KMU-Zentrums im vergangenen Juni hat sie mit betreut, und sie ist auch Ansprechpartnerin, wenn der Schweizer Geschäftsführer des Zentrums nicht im Lande ist.
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© Cong Qing
Der aus Weihai im Norden der Shandong-Halbinsel stammenden Cong Yuxin ist das Interesse an Deutschland sozusagen in die Wiege gelegt worden. Ein enger Freund ihres Vaters ist mit einer Deutschen verheiratet. Da gab es schon frühzeitig regelmäßige Kontakte zu „einfachen Deutschen“. Als sich dann mit dem Beginn der Kanzlerschaft von Angela Merkel in den deutsch-chinesischen Beziehungen immer mehr zu bewegen begann, reifte in der jungen Frau die Erkenntnis, „mit Deutsch- und vor allem Deutschland-Kenntnissen künftig gute Berufschancen zu haben“. 2006 kam die Bundeskanzlerin das erste Mal nach China, in dem Jahr, als Cong Yuxin sich Gedanken darüber zu machen begann, was sie einmal studieren möchte. Sie ging 2009 nach Qingdao an die traditionsreiche Ocean University im Herzen der Altstadt und studierte Germanistik, hatte gleichzeitig aber längst das Ziel, von Deutschland nicht nur aus Erzählungen zu erfahren, sondern selbst zu erleben, wie es dort ist. So zog es sie zum Masterstudium nach Jena, eine „Universitätsstadt wie sie im Buche steht“. So etwa beschreibt sie die Stadt im Thüringischen.
Mit dem Master-Zeugnis der Universität Jena in der Tasche, kam sie vor zwei Jahren zurück nach Qingdao, wo der Deutsch-Chinesische Ökopark schon während ihrer Zeit an der Ocean Universität ihr Interesse weckte, „ein Gewerbegebiet der anderen Art, in dem ‚Grün‘ nicht nur Schlagwort, sondern gelebte Realität ist“. Begeistert hat sie, dass „hier Mensch und Umwelt im Mittelpunkt stehen“ und aufgrund der engen Beziehungen zu den deutschsprachigen Ländern „ein deutsches Umfeld“ entstanden ist. Das weiter auszubauen und zu entwickeln, da wollte Cong Yuxin dabei sein.
So fing sie in der Abteilung für die Ansiedlung von Investoren an, zunächst als Dolmetscherin, „weil ich erst einmal Erfahrungen sammeln, von den Kollegen lernen musste.“ Ihr Traum sei es aber, eines nicht so fernen Tages ein Ansiedlungsvorhaben von A bis Z zu betreuen – mit einer „Professionalität, wie sie ausländische Investoren zu Recht erwarten“. Ein Schweizer Investitionsvorhaben, an dem sie gerade dran ist, könnte dies sein. Cong Yuxin gibt zu, dass es für Schweizer Unternehmen nicht ganz einfach ist, sich für einen Gewerbepark zu entscheiden, der das Wort „Deutsch“ in seinem Namen trägt. Zudem müsse sich das hiesige KMU-Zentrum dem Wettbewerb durch das alteingesessene Schweizer Zentrum in Shanghai stellen. Deshalb begrüßt sie die Strategie, mehr auf Internationalität zu setzen. Das mache den Ökopark letzten Endes auch für deutsche Unternehmen noch attraktiver. Jedenfalls hat Cong Yuxin mit Wohlwollen vernommen, dass der Aargauer Landammann den Ökopark als einen Ort sieht, der für innovative Schweizer Unternehmen ein attraktiver Standort sein kann, um das Chinageschäft weiter auszubauen.
Sie selbst habe sich gerade entschieden, im Shinan-Bezirk auf der anderen Seite der Jiaozhou-Bucht eine Wohnung zu mieten. „Da ist mehr los“, sagt Cong Yuxin, die überzeugt ist, das werde im Ökopark in den kommenden Jahren auch der Fall sein. Denn hier wachsen nicht nur die Wohnhäuser in den Himmel. „Abends kannst Du beobachten, dass immer mehr Fenster beleuchtet sind.“ Ein gutes Zeichen sei das. Peter Tichauer
Der Artikel erscheint Ende Juni in "China insight" 2/2019
