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Gemeinsam für die digitale Zukunft fit machen – Gespräch mit Urs Hofmann
2019-04-19

Seit sechs Jahren unterhält der Kanton Aargau mit der Provinz Shandong partnerschaftliche Beziehungen. Beide Partner stehen vor der Herausforderung, die Industrie digital zu transformieren. Daraus ergeben sich Chancen für künftige gemeinsame Vorhaben, sagte Urs Hofmann, Landammann des Kantons Aargau, bei seinem Besuch im Deutsch-Chinesischen Ökopark am 17. und 18. April 2019.


© Wang Chaolu

Urs Hofmann, Landammann des Kantons Aargau: Der Kanton Aargau und die Provinz Shandong haben viel gemeinsam, unter anderem die Herausforderungen bei der digitalen Transformation der Industrie für die Zukunft.


Herr Hofmann, vor sechs Jahren haben der Kanton Aargau und die Provinz Shandong eine Partnerschaft vereinbart. Welche Bilanz ziehen Sie aus wirtschaftlicher Sicht?

Wir haben einen regelmäßigen Austausch. Ich selbst bin zum dritten Mal hier in der Provinz. Leider kann ich bisher noch kein konkretes Projekt der Zusammenarbeit präsentieren. Ich bin aber zuversichtlich, dass sich das ändern wird. Die Vertreter der Regierung von Shandong haben uns versichert, dass sie beabsichtigen die Zusammenarbeit zu vertiefen. Mich beeindruckt, wie hier in der Provinz und vor allem in Qingdao in die Zukunft investiert wird. Das ist eine gute Grundlage für gemeinsame Vorhaben.


Im Gespräch mit dem Präsidenten des Deutsch-Chinesischen Ökoparks hatten Sie erwähnt, der Kanton Aargau und die Provinz Shandong hätten vieles gemeinsam. Was meinen Sie konkret?

Wie uns gesagt wurde, steht Shandong vor der Aufgabe, die Wirtschaft durch die Digitalisierung für die Zukunft zu transformieren. Dabei geht es um Branchen, die auch bei uns wesentliche Wirtschaftsfaktoren sind: Maschinenbau, Entwicklung und der Einsatz neuer Materialien, Landwirtschaft. Industrie 4.0 ist die Grundlage. Dieselben Herausforderungen haben wir im Kanton Aargau. Für schweizerische Verhältnisse, aber auch im europäischen Vergleich, ist der Kanton sehr stark auf Industrie ausgerichtet. In Shandong ist es ähnlich. Die traditionelle Industrie muss nun für die digitale Zukunft fit gemacht werden. Diese Herausforderung verbindet unsere beiden Regionen.


Gerade beim Thema Zukunftsindustrien und Digitalisierung scheinen aber in Europa eher Vorbehalte gegen eine Zusammenarbeit mit China vorzuherrschen?

Naja, selbstverständlich gibt es immer auch Bedenkenträger, die fürchten, die Chinesen würden unsere Technologien „absaugen“. Klar ist auch, dass wir im Wettbewerb stehen. In der Zusammenarbeit geht es immer auch um den eigenen Nutzen. Die Schweizer sind es jedoch gewohnt, mit Partnern weltweit zusammenzuarbeiten, weil wir davon überzeugt sind, technologisch an der Spitze zu stehen. Darauf kommt es an: Immer eine Nasenlänge voraus zu sein. Wenn Europa eine defensive Strategie verfolgt, wird dies langfristig nicht erfolgreich sein. Vielmehr müssen wir versuchen, von den chinesischen Entwicklungen zu profitieren. Dabei muss uns bewusst sein, dass zwischen verschiedenen Unternehmen, zwischen Standorten und Regionen auch Konkurrenz besteht.


Haben Sie schon ganz konkrete Ideen, in welchen Bereichen in naher Zukunft Kooperationen zwischen Aargauer und Shandonger Unternehmen entwickelt werden können?

Vorstellen kann ich mir das in der automatisierten Fertigung, bei der künstlichen Intelligenz und Robotik. Auch im Werkzeugbau, in dem die Schweizer Unternehmen mit ihrer Präzision weltweit eine Spitzenposition haben.


Wie stark sind umgekehrt chinesische Investoren in Ihrem Kanton vertreten?

Das bekannteste Beispiel ist die Syngenta-Übernahme durch ChemChina. Syngenta hat das weltweit größte Forschungszentrum im Kanton Aargau. Auch die Firma Swisslog in unserer Kantonshauptstadt, die in der Lagerbewirtschaftung weltweit führend ist, ist jetzt in chinesischer Hand. Bisher haben wir mit chinesischen Übernahmen nur gute Erfahrungen. Wir sind überzeugt, dass die chinesischen Investoren an einem langfristigen Engagement interessiert sind und nicht nur an schneller Rendite.


Neben der intelligenten Fertigung sind regenerative Medizin und Genforschung Schwerpunktbranchen im Deutsch-Chinesischen Ökopark. Sehen Sie in diesen Bereichen auch Ansatzpunkte für Kooperationen?

Bei uns im Kanton befindet sich das größte natur- und ingenieurwissenschaftliche Forschungsinstitut der Schweiz, das Paul-Scherrer-Institut. Das Institut hat weltweit einmalige Großforschungsanlagen. Dort haben wir jetzt einen Innovationspark gegründet. In den nächsten Wochen werden wir mit dem Bau des Parks beginnen. Für chinesische Unternehmen könnte es interessant sein, ihre Forschungsabteilungen dort anzusiedeln, um von der hervorragenden Infrastruktur profitieren zu können. Auf jeden Fall werden wir entsprechende Gespräche auch mit Unternehmen aus Shandong führen. Ich bin zuversichtlich, dass hier Kooperationen möglich sind. Gerade im Bereich Forschung und Entwicklung ist ein Austausch für beide Seite interessant.


© Wang Chaolu

Landammann Urs Hofmann (Mitte) im Gespräch mit Zhu Tieyi, Präsident des Verwaltungskomitees des Deutsch-Chinesischen Ökoparks (links), und Shen Lei, Viezepräsident des Deutsch-Chinesischen Ökoaprks (rechts): Vom Tempo der Umsetzung der Pläne beeindruckt.


In Europa wird jetzt darüber nachgedacht, auf die chinesische Entwicklung und Konkurrenz mit einer eigenen Industriestrategie zu reagieren. In der Schweiz auch?

Die Schweiz hat traditionell einen anderen, einen sehr liberalen Ansatz. Staatliche Vorgaben für industrielle Schwerpunktsetzungen gibt es bei uns nicht. Aber der Staat investiert sehr stark in die industrielle Grundlagen- und die angewandte Forschung. Auch bei uns im Kanton Aargau geht es darum den Wissenstransfer von der Grundlagenforschung in die industrielle Fertigung zu fördern. Wir finden, das ist der richtige Weg. Zu oft wird bei industriepolitischer Förderung auf die falschen Karten gesetzt und am Markt vorbei entwickelt. Die Unternehmen sind viel näher als die Politik am Markt, und sie kennen den Bedarf besser. Wichtig ist aber, dass Spitzenforschungsergebnisse tatsächlich in die Produktion überführt werden.


China verfolgt ein anderes Modell, und das nicht ganz erfolglos. Dennoch betont die chinesische Seite nach wie vor den Willen, von den entwickelten Industrieländern zu lernen, auch von der Schweiz. Was können aber die Schweizer von China lernen?

Die positive Haltung gegenüber technischen Neuerungen. Den Zukunftsglauben. Die Überzeugung, dass innovative Entwicklungen das Leben der Menschen erleichtern können. Die Dynamik der chinesischen Wirtschaft kann durchaus junge Menschen bei uns stimulieren, selbst wirtschaftlich aktiv zu werden. Vom chinesischen Unternehmergeist können junge Schweizer einiges lernen, vom Willen, etwas zu verändern und nicht nur Besitzstand zu wahren.


Ihr Besuch im Deutsch-Chinesischen Ökopark war recht kurz. Trotzdem: Mit welchen Eindrücken kehren Sie heim?

Ich war das erste Mal 2014 im Ökopark. Damals wurde uns ein riesiges Modell gezeigt. Und eine große Ackerfläche. Da war ich mir gar nicht so sicher, ob das hier mal etwas wird. Was hier seitdem entstanden ist, beeindruckt mich sehr, vor allem das Tempo, mit dem hier die Pläne umgesetzt werden. In China wird nicht nur geredet, es wird auch gehandelt. Das ist durchaus eine gute Grundlage für unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit.


Um einen Bogen zur vorhergehenden Frage zu schließen: Würden Sie jungen Schweizern empfehlen, in China ein Start-up aufzubauen, beispielsweise im Deutsch-Chinesischen Ökopark?

Ich würde allen jungen Menschen empfehlen, hierher zu kommen und sich mit eigenen Augen ein Bild von der Entwicklung zu machen. Die Dynamik hier und das positive Denken kann auf viele befruchtend wirken. Warum also nicht hier mit einem Start-up die chinesische „Unternehmerluft“ aufsaugen, sich vom hiesigen Geist motivieren lassen? Wer nur in der Schweiz bleibt, läuft Gefahr, einen Teil der globalen Entwicklung zu verpassen.



© pt

In Qingdao ist die Dynamik auf jedem Schritt zu spüren.


Was zeichnet aus Ihrer Sicht den Standort Qingdao vor allem aus?

Schon unsere Gesprächspartner in der Provinzhauptstadt Jinan haben uns – mit einem leicht wehmütigen Unterton – gesagt, die größte wirtschaftliche Dynamik in Shandong habe Qingdao. Das ist hier zu spüren. Qingdao ist allein schon Dank des Hafens Shandongs Tor zur Welt. Das ist es schon selbstverständlich, dass die Entwicklung der Zukunftsindustrien hier ein Schwerpunkt ist. Im Übrigen glaube ich, dass es kein Zufall war, dass der Gipfel der Shanghai Organisation für Zusammenarbeit im vergangenen Jahr in Qingdao und nicht anderswo in China stattgefunden hat.


Mit Urs Hofmann sprach Peter Tichauer

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